Das Rathaus

Außer dem Königspalast gibt es in Murana noch ein Rathaus. Wenn man zum König oder zur Königin will, muss man sich erst hier eine abgestempelte Erlaubnis holen.

Natalie saß auf der Treppe des Rathauses. Auf ihrem Kopf hatte sie ihre Kopfhörer, sie hatte die Lautstärke weit aufgedreht, aber nicht zu laut. Schweigend saß sie da und schaute zum Himmel. Es war schon ziemlich spät, Menschen waren nur noch vereinzelt auf der Straße zu sehen. Langsam gingen auch die Laternen an. Natalie schien es jedoch noch nicht sonderlich eilig zu haben, nach Hause zu kommen. Sie saß eher ruhig da und hörte weiterhin Musik.

Dylan machte mal wieder eine Runde durch das Reichenviertel von Murana,nun kam er am Rathaus vorbei.Dafür,dass es Winter war,war Dylan ziemlich leicht bekleidet,
er trug nichtmals eine Jacke..Die Winterkälte schien ihm jedoch nichts auszumachen.Nur ein einziger,weiterer Mensch war zu diesem Moment auf dem Platz vor dem
Rathaus,Dylan erkannte gleich,dass sie nicht aus dem Reichenviertel war.Nicht dass sie schäbig ausah,überhaupt nicht,aber jemand aus einer Adelsfamilie war sie sicher
nicht.Wirklichen Unterschied machte Dylan aber zwischen den Menschen aus den verschiedenen Stadtteilen nicht,also ging er auf das Mädchen zu und blieb vor der Treppe
stehen."Guten Abend,junge Dame",begrüßte er sie mit seinem typischen,charmanten Lächeln,als er bemerkte,dass das Mädchen Kopfhörer aufhatte."Ich hoffe,
ich störe nicht..",fügte er deshalb hinzu.

Natalie blickte auf, als sie plötzlich jemanden vor sich stehen sah. Sie nach ihre Kopfhörer ab und blickte zu dem Jungen. "Hallo", begrüßte sie ihn. An seiner Art merkte sie sofort, dass er aus dem Reichenviertel stammte. "Man trifft hier so spät selten jemanden an, erstrecht nicht Menschen aus dem Reichenviertel", bemerkte sie, denn außer den beiden war niemand mehr auf dem Platz vor dem Rathaus.

Da das Mädchen nichts zu seiner Nachfrage sagte,ob Dylan sie stören würde,nahm er einfach mal an,dass er sie nicht störte.Er setzte sich ein Stück von Natalie entfernt ebenfalls
auf die Treppe und blickte zu ihr."Stimmt..Vielleicht komme ich ja gerade deshalb am liebsten zu dieser Zeit her!"Dylans Blick wanderte über den Platz,dann wieder zu
Natalie."Mein Name ist Dylan.Dürfte ich deinen Namen ebenfalls erfahren?"Ihm wurde zwar beigebracht,sich ausgebreitet und höflich vorzustellen,jedoch würde einem
"normalen" Bürger das eh viel zu aufwendig vorkommen,ausserdem wollte er nicht angeberisch wirken.Nicht immer.

"Ich bin Natalie", stellte sie sich vor. Dass Dylan sich nicht so höflich vorstellte, wie er es gelernt hatte, störte sie nicht. Jedoch hörte sie auch, wenn er versuchte, es wegzulasssen, den Unterschied in seinem Sprachgebrauch und ihrem heraus. Solange er aber nicht anfangen würde, mit irgendetwas aus seinem Reichen Leben zu prahlen, war es ihr jedoch egal. "Wie gehts dir?", fragte sie und stellte ihre Musik leiser, da sie sie so laut gestellt hatte, dass man sie auch ohne Kopfhörer noch hören konnte.

"Natalie,also?Ein schöner Name",bemerkter Dylan lächelnd.*Ein Name,den man nicht oft hört..*Dylan würde schon nicht angeben,und wenn dann nur indirekt und
vorallem: Ungewollt.Es enrutschte ihm schon ab und zu die ein oder andere Prahlerei,jedoch arbeitete er daran,das zu verhindern."Mir gehts es sehr gut..Schliesslich sollte
man das neue Jahr im Positiven beginnen!Wie geht es dir?"Dylan blickte kurz zu Natalies Kopfhörer,sie schein ein Musikliebhaber zu sein,denn selbst wenn sie sich mit
jemandem unterhielt,schien Natalie die Kopfhörer nicht abnehmen zu wollen.

"Eigendlich sehr gut. Scheint eine ziemlich klare Nacht zu sein", meinte Natalie lächelnd und schaute kurz auf zum Himmel. Es waren sehr undeutlich einige Sterne zu sehen. Doch die Lichter der Stadt dämmten das Sichtverhältnis deutlich ein. Dann schaute sie wieder zu Dylan. "Positiv. Das Feuerwerk war ziemlich schön", meinte sie lächelnd und dachte zurück, als die ganzen bunten Lichter den Nachthimmel erhellten.