Die Klippe

"Du scheinst deinen Bruder nicht sehr gut leiden zu können...", stellte Mizore fest. Sie wusste zwar nicht, ob Kirio wirklich ehrlich antworten würde, aber ein Versuch war es Wert. "Hat er irgendwas angestellt?", wollte Mizore wissen.

"Angestellt?!" Das brachte ihn ein wenig aus der Fassung. "Hmpf, das erzähle ich dir mal wenn wir keine Zuhörer haben." Nein, sein Leiden ging eigentlich niemanden was an, deshalb verschob er das erstmal. Denn wenn Mizore das erfahren sollte, durfte nicht noch ein Zuhörer dabei sein.
Sein Blick ging kurz zu dem Werwolfmädchen und dann wieder zu Mizore. An ihr Blieb sein Blick dann auch hängen.

Miyu sah ihn wütend an. "Dann sag doch einfach, dass ich gehen soll", meinte sie eingeschnappt. Sie stand auf und ging.

"Willst du es erzählen?", fragte Mizore Kirio. Er wirkte nicht so, als wollte er das unbedingt erzählen, sondern lieber vergessen. Mizore wollte nicht, dass Kirio sich wegen ihr an etwas unschönes erinnern musste.

"Und ich dachte Vampire würden schnell eingeschnappt sein..." Sagte er verwundert und blickte kurz hinter dem Mädchen her, damit er sicher sein konnte das sie verschwand. Er wandte sich wieder zu Mizore und senkte etwas betrübt den Kof. "Naja, wenn ich nach Hause, zu meinem Bruder, komme, wartet der Käfig und die Peitsche auf mich." Auch wenn er es ungern zugab. Sein Bruder war echt schlimm, und das war wahrscheinlich auch der einzigste Grund warum Kirio gerne hier war.
Doch damit wollte er sich nicht belasten, kam aber irgendwie auf kein anderes Thema.

Mizore wusste im Moment nicht, was sie darauf sagen sollte. Kirio musste es sicher nicht leicht haben, er tat ihr leid. "Wenn du es nicht aushältst... du kannst jederzeit zu mir ins Dorf kommen... es ist zwar etwas kalt, aber man hat seine Ruhe", schlug Mizore vor. Sie wusste nicht, wie Kirio darauf reagieren würde, doch Mizore wollte nicht, dass es ihm mies ging.

"Bei dir?!" Er war sehr überrascht, normalerweise ging man ihm aus dem Weg weil er für übergeschnappt und irre gehalten wurde, aber jetzt so ein Angebot. Dann grinste er, mit seinem typischen Grinsen. Nicht irre, aber seltsam.
"Aber ich wäre mir auch nicht sicher ob er mich da nicht auch findet. Bis jetzt ist er mir überall hinterher gefahren wo ich war." Selten sah man Sorgen auf Kirios Gesicht. Doch die schüttelte er ab.
"Berge sind nicht so mein Gebiet aber unheimlich nett das du mir das angeboten hast." Mit strahlenden Augen sah er Mizore an. "Aber ich denke das hat noch Zeit, noch bin ich nicht von der Schule geflogen!" Jetzt lachte er.
Eigentlich hätte er nun Mizore ins Gesicht gesagt das er sie mag, natürlich nur im rein freundschaflichen Sinne, aber dafür konnte er seine Klappe nicht aufreißen.
Wenn er doch nur seine alte Persönlichkeit noch hätte...

Mizore lächelte. In den Winterferien würde sie Kirio gerne mal mit in ihr Dorf nehmen. Freunde hatte sich bisher keine gehabt, aber mit Kirio verstand Mizore sich prima. Auch wenn sie ihn etwas mehr mochte, als nur freundschaftlich, wollte sie, dass die immer gute Freunde blieben.

Die Stille zwischen den Beiden hatte was. Die Zeit nutze Kirio um mal für einen Moment die Augen zu schließen. Er war doch ein wenig müde, jedenfalls schläfriger als er gedacht hatte. Aber es lies sich aushalten.
"Sag mal, warum bist du eigentlich immer so alleine gewesen?" Gut, er war jetzt bei ihr, mehr oder weniger, gesitig war er schließlich manchmal Abwesend.
"Ach ja, und ich wollte mich nochmal für meine Vrführung an der Klippe entschuldigen." Soetwas tat er selten, aber er wusste er hatte sich schlecht benommen und sie fast wahnsinnig gemacht als es Mizore soweiso schon schlecht ging.
Dabei hatte er das süßeste Lächeln aufgesetzt, das er bieten konnte.

Als Kirio das fragte, schaute Mizore aufs Meer. "Überall wo ich war, war es stehts kühl. Doch meist nicht nur, weil ich eine Eisprinzessin bin... Viele fanden mich Unheimlich. Überall und ständig hat man mich ausgegrenzt... Ist irgendwann mal etwas schlimmes passiert, hat man mich dafür Verantwortlich gemacht... Deswegen bin ich schon oft unschuldig von Schulen geflogen... niemand hatte mich bisher verstanden...", antwortete sie und konnte Kirio dabei nicht ansehen, denn sie befürchtete, dann weinen zu müssten. "...doch jetzt gibt es jemanden", bei diesem Satz schaute sie auf. Sie lächelte, doch sie hatte Tränen in den Augen. Doch dem dem, was Kirio sagte, fingen ihre Tränen fast an zu fließen. Hastig wischte sie sie weg. "W-was...? Ich wollte dich...", fing sie an. Das letzte Wort konnte sie nicht aussprechen, doch man konnte es ahnen. "U-und du... entschuldigst dich...?", beendete sie den Satz.

"Hmm..." Er nickte. Zwar hatte er nicht dasselbe erlebt, doch er versuchte es zu verstehen. Er hatte ähnliches erleben müssen, nur weil er anders war. "Es ist schlimm zu sehen, das sie uns nicht anerkennen wollen, nur weil wir unsere Eigenheiten haben." Nun sprach er von den Menschen "Schließlich können wir auch nichts dafür das wir das sind wie wir nunmal sind." Bei diesem Satz schaute er für einen moment in die Luft. Erst bei diesem Satz verstand er selbst was das bedeutete, andere nicht zu verurteilen nur weil sie anders waren. Hatte er das nicht ebenso getan? Alle Menschen verachtet weil sie schwach waren?
Nein, darüber konnte er gerade einfach nicht nachdenken, deshalb schaute er wieder herüber zu Mizore, die wohl auch gerade nicht in bester Stimmung war, doch als sie zu ihm aufschaute und lächelte machte sein Herz einen ganz schönen Satz. Er lächelte aber etwas peinlich berührt, aber glücklich zurück.
"Ach, glaub mir, da gibt es viel schlimmeres." Vorallem sah er seine eigene Schuld darin, denn er war schließlich das Risiko eingegangen und hatte sie ausgenutzt. "Jedoch, kann ich nicht versprechen das sich sowas nie wieder wiederholen wird." Nun lag auch in seiner Stimme eine gewisse Trauer, die er aber schnell wieder herunterschluckte und Mizore, die sich gerade die Tränen weggewischt hatte, in die Arme schloss.

"D-danke", murmelte Mizore. Sie bemühte sich sehr, aufhören zu weinen, oder genauer, nicht anzufangen, doch die Erinnerungen hatten tiefe Wunden hinterlassen, was auch heute noch sichtbar war. Nur allmählich schaffte sie es, nicht großartig zu weinen, da sie meinte, das kindische Weinen würde Kirio sicher nerfen.
Darüber, dass Kirio sie umarmte, freute Mizore sich sehr. Sie erwiederte die Umarmung und hoffte, dass Kirio sie nicht abweisen würde. Im Moment war sie eher glücklich als traurig, weil Kirio die Arme um sie legte. Vielleicht tat er es nur, um sie zu trösten, aber Mizore mochte es sehr.

Kirio wusste nicht direkt was er mit einem weinendem Mädchen in den Armen anfangen sollte, aber gut. "Ähm, also dewegen musst du nun wirklich nicht weinen..." Meinte er mit leicht roten Wangen. Oh man, da hatte er sich aber auch wieder in was reingeritten. Gut, schlecht war das alles nun nicht, aber er war halt noch nie in so einer Situation und langsam fing er an Mizore noch mehr zu mögen.
Dann wagte er etwas, denn er war sich ziemlich sicher das Mizore ihn auch mochte, der Reaktionen nach zu urteilen sehr sogar. Auch wenn er eigentlich niemand war der sehr viel Wert auf Körperkontakt legte, nunja um es deutlich auszudrücken: Er küsste sie.
Und hoffte das er nicht direkt eine Gescheuert bekam oder sie ihn von der Klippe schubste. Sondern seinen Kuss erwiederte, denn die Gefühle die in ihm aufkamen als er das Tat waren schön, sonderbar aber trotzdem schön. Noch nie hatte er eine Perosn so sehr gemocht das es so weit kam das er sie küsste. Gut, bei Jungs war das eh unwahrscheinlich und zu Mädchen hatte er nunmal selten Kontakt gehabt.
Um einfach mal positiv zu denken legte er bei dem Kuss die Arme um sie. Wenn er also von der Klippe geschubst werden würde, würde er mit positiven Gedanken fallen.

Mizore erschrak, als Kirio sie küsste. Das hatte sie nun ganz und gar nicht erwartet. Sie lief komplett rot an, aber zuckte nicht zurück. Denn es war kein schlechtes Erlebnis, im Gegenteil, es fühlte sich gut an. Langsam legte Mizore ebenfalls die Arme um ihn. Vorsichtig erwiederte sie den Kuss. Ihr wurde etwas schwindelig, würde Kirio sie nicht festhalten, würde sie wahrscheinlich leicht durch die Gegend taumeln. Doch das war ihr im Moment egal. Sie war glücklich, das Kirio hier war und noch glücklicher, als er sie küsste. Mizore hoffte, der Moment könnte noch eine Ewigkeit anhalten, doch sie wusste, das man die Zeit nicht stoppen konnte. Deshalb genoss sie jede einzelne Sekunde mit Kirio.

So glücklich wie jetzt war er schon für lange Zeit nicht mehr gewesen. Selbst wenn das alles nur ein Tagtraum sein sollte, diesen würde man ihm nie wieder nehmen können. Die Ewigkeit die für einen Moment zu bleiben schien hielt ihn davon ab loszulassen.
Doch irgendwann lies er doch von Mizore ab, hielt sie aber immer noch in den Armen. Die Kälte die sonst schonmal von ihr Ausging war völlig verschwunden.
Warum musste das denn jetzt schon wieder zuende sein? Er schämte sich ein wenig das er schon wieder unhöflich gewesen war. Gut, jetzt hat sich herausgestellt das das wohl eher weniger schlimm war, aber trotzdem hätte er sich am liebsten erstmal im Zimmer verkrochen. Aber das wäre feige, und feige war Kirio ganz und gar nicht.
"Äh, tut mir leid..." Wieder lächelte er entschuldigend. Immernoch wirkte er ein wenig benommen, denn in seinem Kopf sah er wieder den anderen Weg, die andere Seite, die er gerade durchlebt hatte.

Mizore war noch immer mächtig rot im Gesicht. Ihr war ziemlich heiß geworden, aber noch nicht zu sehr, sie würde es also locker überleben. Doch schwindelig war ihr immernoch, würde sie nicht sitzen, wäre sie wahrscheinlich umgekippt.
Als Kirio sich dann aber entschuldigte, war Mizore schlagartig wieder bei sich, nur die röte blieb. "Ähh... w-wieso entschuldigst du dich?", sagte sie mit möglichst fester Stimme, doch Mizore's Stimme war im Gegensatz zu anderen Teilen ihres Körpers noch nicht wieder normal.

Die Röte stand Mizore, doch das sprach er nicht aus. Traute er sich etwa nicht?
"Nun, ist das nicht unhöflich? Einfach so ein Mädchen zu überfallen?" Er blickte kurz aufs Meer. Endlich hatte er sich selbst wieder gefangen und konnte normal sprechen und sich bewegen. Im Gegensatz zu Mizore, die immernoch knallrot war und leise und vorsichtig Sprach.
"Naja..." Er stand auf und zog Mizore mit hoch, dabei hielt er sie immer noch fest. Vielleicht weil er Angst hatte sie könnte ihm entschwinden oder einfach weil er merkte das sie immernoch sehr wackelige Beine hatte.
Und dieser kurze Rock den sie trug machte ihn fast fertig. Erst jetzt viel ihm auf das sie ziemlich aufreizend angezogen war. Das brachte auch ihm leicht rote Wangen und er schaute zurück aufs Meer um ein wenig abgelenkt zu sein.

Mizore antwortete nicht weiter. Auch wenn sie wollte, konnte sie es nicht. Nicht nur wegen das Kusses hatte Mizore sich schwindelig und heiß angefühlt. Plötzlich brach sie zusammen. Sie war kochend heiß, nicht gerade sehr typisch für eine Eisprinzessin.

Zum Glück hatte Kirio schnell genug reagiern können und fing Mizores zusammenbruch so gut wie möglich ab. Oh nein! Lass es bitte nicht wegen mir gewesen sein. Ja, sorgen machte er sich sehr darüber, denn an ihrem zusammenbruch wollte er eigentlich nicht schuld sein.
Er hob sie hoch, sodass sie auf seinen Armen lag. Auch wenn er vielleicht relativ schlank und schmächtig aussah. Kraft hatte er genug und somit konnte er auch Mizore hochheben und tragen.
Sie war vollkommen heiß, was ihm noch mehr Sorgen machte. Deshalb wollte er sie auf ihr Zimmer bringen, da es hier ja keine Krankenstation oder ähnliches gab. Nur wo war ihr Zimmer? Er konnte ja schlecht alle Zimmer der Mädels durchsuchen. Deshalb beschloss er sie erstmal bei sich im Zimmer einzuquatieren.

~Kirio's Zimmer~

Es dauerte etwas bis Robin den Wald durch quert hatte. An der Klippe
blieb er stehn und zog die See luft tief in seine Lunge. Der anblick des
Meeres war wunderschön und ungezähmt. Da musste er wieder an Miyu
denken. Sie war auch Wild und ungezähmt. Im gegensatz zu seiner
Schwester mehr wie ein Werwolf.

Luva war schon eine lange Zeit an der Klippe gewesen und hatte all das Geschehen boabachtet. Wie sich andere Arten von Yokais benahmen und was sie Taten. Nun kam ein Werwolf herbei und Bewunderte anscheinend das Meer und war in Gedanken.
Nur Luvas Atemzüge konnte wargenommen werden, denn sonst machte sie kein einziges Geräusch. Sie saß auf einem Baum, der an der Grenze zum Wald stand und betrachtete das rote Meer. Es war ein gesundes Meer, das durch Magie erschaffen wurde. Wahrscheinlich war es deshalb auch für viele Yokais so faszinierend.

Seine empfindliches Gehör nahm sie tarzechlich wahr.
"Hallo." Grüßte er sie dann. warscheinlich hatte sie
ihn auch schon bemerkt. "Das Meer ist schön nicht
wahr?" Meinte er dann als er die Sonne untergehen sah.

Anscheinend hielt Luva es nicht für nötig zu grüßen. Sie drückte nur ein "Ja" heraus auf die Frage des Jungen. Doch Schönheit ist so vergänglich.... Vollendete sie in Gedanken. Sie sprang von dem Ast herunter auf dem sie saß und blickte in die Sonne.
Für ihre Augen war das keinesfalls Schädlich. Und außerdem mochte sie den Blick in die Sonne sehr. Die Sonne die soweit entfernt war.

Er lächelte schwach. Sind alle Mädchen so?
Dann wird das ein lustiges Schuljahr. Dachte
er sich und sah weiter zur untergegenden Sonne.
Der Sonnenuntergang war leider nur von kurzer
dauer.

Das Horn auf ihrer Stirn erstrahlte leicht im Glanz der Untergehenden Sonne, weshalb sie sich etwas wegdrehte. "Welche Klasse besuchst du?" Das war sozusagen ein kleines Ablenkungsmanöver. Und ein wenig war sie auch Persönlich daran interessiert.
Seitlich blickte sie immer noch in die Sonne. Luva konnte manchmal etwas seltsam sein, nicht nur weil sie immer ziemlich monoton sprach, nein weil sie sich auch immer neutral verhielt und selten etwas für Gefühle übrig hatte.